Betreff: Dankbrief zum Bundespräsident
Sehr geehrter Herr Steinmeier,
im Jahr 2012 wurde Mosaik am Niederrhein e.V. von deutschen Bürgern türkischer Herkunft gegründet. Unser Verein, bestehend aus der Jugendplattform, der Frauenplattform, der Plattform für Dialog und Kultur und der Plattform für Humanitäre Hilfe, organisiert mit seinen Mitgliedern und ehrenamtlichen Helfern aktiv Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Soziales, Kultur, Integration, Humanitäre Hilfe und Gesellschaft. Der Verein hat seinen Sitz in Viersen in Nordrhein-Westfalen und eine Zweigstelle in Mönchengladbach.
Der Name Mosaik steht für die Grundidee des Vereins: Es ist sehr wichtig, dass Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen, unterschiedliche Weltanschauungen haben und verschiedenen Kulturen und Religionen angehören, zusammenkommen, sich kennen lernen und sich gegenseitig respektieren. Eines der Ziele von Mosaik am Niederrhein ist es, dass wir alle, unabhängig von Religion, Sprache, Rasse oder Kultur, gemeinsam für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Einheit arbeiten können. Wir fügen verschiedene Kulturen wie ein Mosaik zusammen, um ein besseres Miteinander in der Gesellschaft zu schaffen und streben danach, ein friedliches und buntes Spiegelbild unserer Gesellschaft zu sein. Gleichzeitig beschleunigen wir durch unsere Integrationsarbeit die Eingliederung von Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund in die Gesellschaft.
Wir haben auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter mit Fluchthintergrund aus der Türkei. Seit ihrer Ankunft haben der deutsche Staat und die Menschen in Deutschland sie aufgenommen und ihnen gute Chancen gegeben. Sie haben hart gearbeitet und arbeiten hart daran, ihrer Loyalitätspflicht gegenüber diesem Land nachzukommen und sich zu integrieren. Wir haben sie dabei stets unterstützt. Im Namen unseres Vereines und unseres Landes danken wir dem deutschen Staat und dem deutschen Volk für all diese Unterstützung.
Als Weltbevölkerung leben wir in einer sehr schwierigen Zeit durch. Als Mosaik am Niederrhein e.V. haben wir in Kooperation mit Time to Help e.V. bei der traurigen Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler geholfen. Später haben wir auch in Notsituationen wie der Flüchtlingshilfe in der Ukraine-Krise und der Lebensmittelhilfe für die Tafeln zusammengearbeitet. Wie Sie wissen, wurden vor zwei Wochen mehr als zehn Großstädte im Südosten der Türkei und im Norden Syriens von zwei schweren Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 erschüttert, die sich innerhalb eines Tages in der Türkei ereigneten. Die Nachbeben dauern mit hoher Intensität an. Die Lage ist dramatisch, Menschen frieren, Überlebende leben auf der Straße, die Strom- und Wasserversorgung ist eingeschränkt und die Zahl der Toten steigt täglich. Viele Kinder, Frauen und Männer konnten noch nicht gerettet werden und liegen unter den Trümmern. Nach aktuellen Angaben sind bisher mehr als 40.000 Menschen ums Leben gekommen.
Es gibt Momente, in denen Worte nicht ausreichen, um Gefühle auszudrücken. Selbst die tiefsten und bedeutungsvollsten Sätze können den Schmerz in uns nicht treffen. Wir durchleben als Land sehr schwierige Zeiten. Unsere Mitglieder sind fast ausschließlich türkischer Abstammung. Wir haben auch viele ehrenamtliche Helfer aus der Türkei mit Flüchtlingshintergrund. Leider haben viele unserer Mitglieder und Helfer Familienangehörige, Verwandte, Freunde und Bekannte bei dieser Katastrophe verloren. Sie wurden Opfer des Erdbebens. Es erfüllt uns mit großer Trauer und Schmerz, dass sie ihr Leben verloren haben und wir ihnen nicht persönlich beistehen und helfen können. Trotz all dieser Schwierigkeiten gibt es den Menschen Kraft, wenn sie sehen, dass es jemanden gibt, der ihnen in schwierigen Zeiten beisteht.
Wir haben die aufrichtigen Bemühungen der deutschen Such- und Rettungsmannschaften und der medizinischen Teams gesehen. Darüber hinaus werden die Unterstützungs- und Spendenaktionen sowohl der deutschen Regierung als auch deutscher Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des privaten Sektors von Tag zu Tag größer. Die bewegenden, aufrichtigen und tröstenden Worte der höchsten Repräsentanten des deutschen Staates haben uns einmal mehr gezeigt, dass Schmerz keine Sprache, keine Religion und keine Farbe kennt.
Wir danken Ihnen, dass Sie unseren Schmerz sehen, unseren Schrei hören, unseren Schmerz als Ihren Schmerz anerkennen, mit uns trauern und uns nicht allein lassen.
Es gibt ein schönes Sprichwort, das sowohl in der deutschen als auch in der türkischen Gesellschaft gilt: Einen wahren Freund erkennt man in der Not.
Im Namen unseres Landes, in Namen unseres Vereins und in Namen unserer Mitglieder und Ehrenamtler sind wir Ihnen dankbar, dass wir Deutschland und deutsche Volk in dieser schweren Zeit als einen unserer wahren Freunde erkannt haben.
Mit freundlichen Grüßen
Vorstandsvorsitzender Recep Eroglu und Mitglieder und Ehrenamtler des Mosaik am Niederrhein e.V.